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Wie ein Gemälde liegt es vor Dir


Es wäre doch cool, wenn wir einmal jemanden aus der Innerschweiz treffen würden, meinte Denis. Wir hätten nicht gedacht, dass wir innert so kurzer Zeit so viele Schweizer Overlander antreffen werden und es ist immer spannend, sich auszutauschen und ihre Geschichten zu erfahren. Wir verlassen Ushuaia, als uns ein weisser VW T4 am Strassenrand auffällt. Ein kurzer Blick aufs Nummernschild genügt und wir kehren kurzerhand um - da steht doch tatsächlich ein Büssli mit Luzerner Nummernschild! Wir plaudern kurz mit Etta und Stefan und freuen uns, wenn sich unsere Wege noch einmal kreuzen!



Wir überqueren erneut die Grenze nach Chile und fahren mit der Fähre zurück aufs Festland, wobei wir von einigen schwarzweissen Delfinen begleitet werden, die sichtlich Freude an der Überfahrt haben. Der Weg zu unserem nächsten Ziel – dem Nationalpark Torres del Paine – ist geprägt von weiteren Schotterstrassen und kräftigen Windböen, die uns Nachts kaum schlafen lassen. Die vielen freilebenden Tiere, die man tagtäglich sieht, lassen aber sämtliche Schlaglöcher und Waschbrettpisten vergessen - ein junger Fuchs trottet während der Fahrt vor uns her und wir sehen einen Hasen nach dem anderen in den Feldern.

Da wir beide gesundheitlich etwas angeschlagen sind, gehen wir es ruhig an und machen in den ersten Tagen jeweils nur kurze Wanderungen. Wir laufen am ersten Tag zum Aussichtspunkt beim Lago Grey, wo Eisschollen im Wasser treiben und man bis zum Glacier Grey sieht. Am zweiten Tag führt uns der Weg zum Aussichtspunkt Cóndor vorbei an verbrannten Bäumen, die trotz all der Tragik einen bizarr schönen Anblick vor den satten Farben der umliegenden Seen und Wiesen bieten. Der Wind wird beim Aufstieg immer stärker und die immensen Böen reissen uns auf dem Gipfel fast von unseren Füssen, doch der Ausblick auf den gesamten Nationalpark ist unglaublich schön. Vorbei an einem tosenden Wasserfall laufen wir am dritten Tag zwischen Sonne, Regen und dem steten Wind zum Aussichtpunkt zu den Cuernos del Paine. Das Bergmassiv von Wolken verhangen und schon bald von heftigen Regenfällen heimgesucht, lässt uns nicht lange verweilen. Und so gehen wir rasch zurück zu unserem Büssli, kochen uns einen Kaffee und fahren danach zu unserem nächsten Schlafplatz.

Vor unserer Abreise hatten wir vielen von Euch noch von Otto erzählt. Otto, das Fahrzeug mit welchem Gunther W. Holtorf mit seiner Frau Christine U. Holtorf (†) sagenhafte 25 Jahre in einfachster Weise um die Welt gereist ist. Otto ist auch auf unserer Reise immer wieder Thema. „De Otto het das au nid gha“ - sagen wir jeweils schmunzelnd, wenn wir kurzzeitig irgendwelchen „Luxus“ wie z.B. dauerhafte Stehhöhe an Louis vermissen. Denn in unserem Büssli lebt es sich doch ausgesprochen gut! Otto hat übrigens nicht mal einen Kühlschrank - unser Kühlschrank fasst stolze 75 Liter. Wir blicken aus dem Fenster und sehen einen blauen Mercedes neben uns parkieren. Er sieht aus wie Otto und Denis erwähnt, dass er diesen Wagen in Ushuaia schon mal gesehen hat. Ein älterer Herr steigt aus und wir trauen unseren Augen kaum, denn so langsam glauben wir, dass es sich wirklich um Otto handeln könnte. Wir steigen aus und so kommt es, dass wir Gunther W. Holtorf, Janine Moessmer und Otto-2 kennenlernen!


Am nächsten Tag laufen wir zwischen Guanakos zur Laguna Goic. Fernab des W-Trecks sind die Wanderwege hier wenig besucht und wir sind die meiste Zeit alleine unterwegs. Doch einen Puma bekommen wir auch hier nicht zu Gesicht. Abends als wir bereits gemütlich im Bett liegen klopft es plötzlich an unserem Bus. Carla und Yannick sind doch noch eingetroffen, wir hatten sie heute erwartet und das Bier vorrätig, doch ohne Handyempfang ist Kommunikation schwierig. Das Bett war schnell wieder umgebaut und wir hatten uns nach einem Monat schon einiges zu erzählen.


Am kommenden Tag stehen wir für die insgesamt achtstündige Wanderung zu den Torres del Paine früh auf. Der Weg führt zuerst gemächlich hinauf, es geht über Schotter, danach durch einen lichtdurchfluteten Wald und schliesslich steil hinauf zu den wohl berühmtesten Berggipfeln in ganz Chile. Ein türkisgrüner Gletschersee liegt eingebettet vor einer massiven und faszinierenden Felswand, an der stetig unzählige Wasserfälle hinunterfliessen, darüber ragen die drei Torres steil in den Himmel hinauf. Wie ein Gemälde liegt es vor Dir, Du traust Dich kaum die Augen zu schliessen und sitzt still da während die wenigen Wolken langsam über die Gipfel hinwegziehen und ein spannendes Schattenspiel auf dem perfekten Bild hinterlassen.


Einblick in die Reise von Otto (YouTube Link von Mercedes-Benz Deutschland):





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