Zwischen Wagenheber, Autopneus und alten Motoren
Wir lagen bereits in unserem warmen Bett und blickten auf die Sterne. Der fast volle Mond erhellte die dunkle Nacht, denn um uns herum war nichts ausser endlose Weite und Natur. Auf einmal durchbrach ein Motorgeräusch die Stille und ein kleines Auto parkte in unserer Nähe. Vier Chilenen stiegen aus, wechselten in warme Kleidung, packten ihre Fischerruten und wanderten los hinunter zum See. Wir schliefen tief als wir das Motorgeräusch erneut wahrnahmen, ich blickte hinaus und sah das Auto davon rauschen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass die Jungs bis 04.30 Uhr gefischt haben!
Der Schlafplatz im Nationalpark Laguna del Laja mit einer einzigartigen Aussicht auf die Berge und den Bergsee war bisher einer der schönsten überhaupt. Bei einem Ausbruch des Vulkans Antuco wurde ein Lavadamm aufgeschüttet, der den Rio Lajo zu einem See aufstaute. Die Schönheit des Nationalparks wird von einer Tragödie im Jahr 2005 überschattet. Ein riesiges Denkmal erinnert an die 44 Soldaten und ihren Anführer, die bei einem Übungsmarsch in einem Schneesturm ums Leben kamen. Die Soldaten waren alle erst im Alter von 18 und 19 Jahren.

Einmal quer durch Chile, vorbei an riesigen Wäldern und vielen Holzsägereien, streiften wir durch kleine ursprüngliche Dörfer, wo der Tourismus noch fern blieb. Es dämmerte bereits als wir abends an unserem Schlafplatz ankamen, der laut anderen Overlander ein guter Platz zum verweilen sei. Wäre es vielleicht auch, wenn der Parkplatz nicht direkt an der Strasse läge und bei unserer Ankunft mit Markthäusern überstellt gewesen wäre. Wir bogen in das nächste offene Tor zu einem Platz direkt am See ein und fragten den jungen Chilenen, ob wir hier übernachten könnten. Er bejahte freudig und lud uns direkt in ihre kleine Runde zu einem grossen Glas chilenischen Wein ein!
Die nächsten Tage verbrachten wir an der Pazifikküste, spazierten am schwarzen Strand, sahen die ersten Pelikane und genossen die Sonnenuntergänge direkt aus unserem Bett.
Wir mögen keine Grossstädte und wollten Santiago de Chile eigentlich meiden. Doch nach 14'000 gefahrenen Kilometern war ein grosser Service für Louis fällig. Der VW T3 Mechaniker in der Stadt schien uns dafür die richtige Adresse zu sein. Schon von weitem sahen wir die Büssli auf der Strasse stehen und auch Brunhilde von Etta und Stefan fand den Weg hierhin! Wir hatten die beiden schon in Ushuaia angetroffen und seither vergeblich versucht uns zu treffen. Da hier alles ein wenig mehr Zeit braucht, blieben wir schliesslich ganze drei Tage in der Werkstatt und übernachteten mit anderen Reisenden im organisierten Chaos zwischen Wagenheber, Autopneus und alten Motoren. Nach diesem Aufenthalt verabredeten wir uns mit Etta und Stefan auf einer Tankstelle ausserhalb der Stadt, wo wir bei einem kalten Bier gemeinsam ein Abendessen kochten und einen gemütlichen Abend verbrachten.