Toilette und Dusche inklusive

Der Nebel liegt tief und verwandelt die sowieso schon öde Landschaft in eine noch tristere Gegend, der viele Abfall am Strassenrand tut sein übriges. Wir hören viele Geschichten über korrupte Polizisten und bewaffnete Raubüberfälle in dieser Gegend. Zu dieser Jahreszeit ist die Küstenregion von Peru oft in Nebel gehüllt, wir fahren hier nur durch und auch die Grossstadt Lima lassen wir links liegen. Wir fahren erneut in die Berge und verbringen die Nacht auf einem Camping direkt neben der Eisenbahnlinie, wodurch unser Schlaf nicht ganz so erholsam wird wie erhofft.

Die kurvenreichen Bergstrassen werden durch die Fahrkünste der peruanischen Verkehrsteilnehmer zu richtigen Abenteuerstrecken. Es wird kaum abgebremst und auch stets in unübersichtlichen Kurven überholt. Wir tuckern langsam die Bergstrasse hinauf und vorsichtig um die Kurve, als ein peruanischer Rallyefahrer uns in einem Wahnsinnstempo entgegenkommt. Er schafft es gerade noch zurück auf seine Seite als wir sehen, dass hinter ihm noch ein zweites Fahrzeug kommt, das direkt auf uns zurollt. Denis legt bereits den Rückwärtsgang ein, doch der Überholungstäter kann nicht mehr genügend abbremsen und landet direkt in Louis. Er fährt kurz retour und rast sogleich an uns vorbei und verschwindet. Seine Stossstange hat einen ziemlichen Schaden davongetragen und wir bangen schon um Louis. Doch Louis ist stark und kommt glücklicherweise mit einem Kratzer davon.
Mangels besserer Alternativen übernachten wir für CHF 1.50 - Toilette und Dusche inklusive! - in einer Cochera, einem Parkplatz von einem Hotel, das seine beste Zeit schon lange hinter sich hat. Bei der Passfahrt durch Nationalpark Huascaran haben wir eine wunderschöne Aussicht auf das Gebirge von Huaraz, geniessen die Einsamkeit und treffen auf die seltene Pflanze Puya Raimondii (Riesenbromelie), die nur in Höhenlagen zwischen 3500 und 4500 Metern gedeiht.
Wir fahren durch Huaraz und steuern direkt auf das kleinere Caraz zu. Mit Gabs & Sandro, Yasmin & Cornel und Sarah & Julian verbringen wir einen feuchtfröhlichen Grillnachmittag, nicht zuletzt um das zweijährige Reisejubiläum der Vanabundos zu feiern!
Wir machen uns auf zu einer Rundfahrt entlang der Cordillera Blanca, die höchste Gebirgskette des amerikanischen Kontinents. Wir campen in der Natur und schütteln gerade unsere Bettdecke aus, als wir merken, dass uns zwei peruanische Jungs neugierig beobachten. Wir grüssen sie und schon bald sitzen sie in unserem Bus und wollen Fotos aus unserer Heimat sehen. Auf der kommenden Passfahrt schneit es und wir fahren die vereiste Serpentinenstrasse im Schneckentempo hinunter. Nach der Wanderung zur Lagune 69 freuen wir uns wieder auf eine Dusche und so steuern wir nochmals den Camping in Caraz an, wo wir bekannte Gesichter wiedersehen!

Auf 4200m Höhe verbringen wir mit atemberaubender Sicht auf die türkisblaue Lagune Parón eine ruhige Nacht, machen eine Wanderung und bestaunen die beeindruckenden 5000er und 6000er rund um uns. Bevor wir uns auf den Weg an die Küste und durch den schmalen einspurigen Cañon del Pato mit seinen 54 Tunnels machen, bleiben wir noch zwei Tage auf dem Camping, gehen mit Sarah und Julian, die den Campingplatz inzwischen für sich alleine genossen, Pizza essen und stellen fest, dass man auch zu viert auf der Bank eines Tuktuks Platz findet. Nach drei Tagen erreichen wir die Pazifikküste, wo schliesslich Sonne, Palmen, Strand und Hängematten auf uns warteten.

